Original von xyxyber
Ich selber bin kein überzeugter Hardcore-Backtester, weilTrotzdem kann ein Backtest wenigstens vor groben Unrichtigkeiten durch von Anfang an falsche Strategien schützen und wenn man gezielt einzelne Trading-Aspekte modelliert, wie z. B. eine bestimmte MM-Strategie, Exit-Strategie usw. wenigstens sinnvolle Hinweise liefern.
- die Backtest-Daten prinzipiell sehr wenig über die Zukunft sagen,
- die genaue Implementation im Programm - genau wie beschrieben - nicht nachvollziehbar ist,
- die meisten Anwender darüber hinaus keine sinnvolle Vorstellung statistischer Signifikanzbereiche haben und diese wegen fehlender Untersetzung durch eine unbekannte Implementation in der Software auch nicht bekommen können.
Da ich wissen will, was ich wirklich mache, ...
Vor der Verallgemeinerung von Strategien, die nicht in einem einigermaßen weiten Parameterbereich stabil sind, sei auf jeden Fall gewarnt. Auch erscheinen mir diverse Sequential-Zählungen (a'la Bradford-Rascke, Turtle-Trader etc.) oder die noch einfacheren Folklore-Pattern weit hergeholt, weil ich nicht von einer so genauen Wiederholung der Märkte ausgehe.
Die meisten Indikatoren sind in ihrer Begründung nicht ausreichend überzeugend theoretisch untersetzt. Trotzdem ist ein Trading mit Indikatoren für viele Trader psychisch sinnvoller als ohne und dageben als Grundgerüst nichts zu sagen. Die Verabsolutierung der damit gewonnenen Resultate hält aber keiner wissenschaftlichen Prüfung stand, alleine schon, weil die Frage des nötigen Beobachtungszeitraumes oft nicht richtig umgesetzt wird und kaum jemand sein System praktisch auf dem gleichen Markt solange backtestet oder gar tradet, wie es notwendig wäre, um in den Signifikanz-Bereich zu kommen. Wenn dann, wegen "geänderter Märkte", sowieso alles aller paar Monate über den Haufen geworfen wird, ist das Backtesten auch nur eine Begründung, sich gut zu fühlen, wenn man in Wahrheit mehr oder weniger diskretionär vorgeht, zwar nicht im einzelnen Trade, wohl aber in der Parameter-Anpassung des Systems.
Hallo xyxyber,
danke für deine ausführliche Antwort, stimme in vielen Punkten mit dir überein, komme erst jetzt dazu dir zu antworten.
Auch in diesem Thread wurden Teile dieser "Backtest-Problematik" auch angeschnitten, zentrader hat es ja sehr schön geschrieben:
Es geht nicht darum, um mittels "künstlicher Kurse" den Markt exakt vorherzusagen, sondern darum, um mögliche zukünftige Szenarien des Marktes abzubilden, die so eventuell in der Historie noch nicht aufgetreten sind und das Handelssystem dann genau in diesen neuen Szenarien zu testen. Der Vorteil: man erkennt schnell Überoptimierungen und vermeidet den Einsatz solcher Systeme im realen Handel.
Die Frage in wie weit ein klassischer Backtest überhaupt sinnvoll ist wenn die Zukunft doch meist anders läuft zwingt dich zusätzlich bspw. eine Monte-Carlo Simulation oder dergleichen durchzuführen, auch ein Equtiy-Trading (Master/Slave-System) kann eingesetzt werden.
Ob das aber reicht weiss ich nicht, diskretionär-systematisches traden bevorzuge ich daher mehr als sich lange Zeit mit Backtest/Optimierung zu widmen.
Ein weiterer Punkt, wie von dir richtig erkannt, ist ja oft wie einzelne Indikatoren oder gar ganze Chartarten (bspw. Renko, P&F, etc.) in den jeweilige Software-Programmen von den Programmiereern umgesetzt wurden. Gerade bei P&F-Charts schön zu sehen wo es so manche "hausinterne" Lösung gegenüber dem Orginal P&F gibt, da wird dann beim Backtest von P&F das Ergebnis immer anders sein.
Daher sehe ich das "Papertraden" mittlerweise als eine gute, wenn nicht sogar bessere Alternative an, Interactive Brokers hat ja so ein Paperaccount mittlerweile, bei den Ergebnissen sind dann tatsächliche Orderkosten und meist realistische Ausführungskurse (auf Xetra zumindest) am "Paperergebnis" sichtbar.
Auch der Preis der für gute Backtestsoftware mittlerweile verlangt wird zehrt gemein an den Kosten, dies darf nicht unterschätzt werden.
Beste Grüße
Roti

Beste Grüße
Roti
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